Wer genau hinschaut, findet heute noch Spuren des Artilleriebeschusses vom 4. bis 6. April 1945 in Stalldorf. Ein weithin sichtbares Zeugnis dieser Tage ist die verkürzte Turmspitze der Laurentiuskirche. Nachdem der Kirchturm am 4. April mehrmals getroffen wurde und bereits Sparren heruntergefallen waren, stürzte der Turmkopf mit seinen Kreuz erst 10 Tage später vom Turm. Nach Kriegsende wurde die Turmspitze wieder repariert, wobei sie verkürzt wurde. Ein anderes Überbleibsel ist ein Granatsplitter, der in einer Hauswand gegenüber der Kirche erhalten geblieben ist.
Wie kam es dazu:
Anfang April 1945 hatten Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS im Stöckach und Lindach Stellung bezogen, was den Amerikanern nicht verborgen blieb. Am 4. April eröffneten sie das Feuer auf die beiden Waldabteilungen und Stalldorf. Gegen Abend wurden dann auch Phosphorgranaten auf Stalldorf verschossen, die dort reichlich Nahrung fanden. Am Morgen des 5. April rückten schließlich amerik. Panzer gemeinsam mit Infanterie gegen den Stöckach vor. Der geballten Feuerkraft der Panzer hatten die dt. Verteidiger mit ihren leichten Waffen nichts entgegenzusetzen und zogen sich zurück. So erreichten die Amerikaner bereits gegen Mittag den Waldrand gegenüber von Stalldorf. Völlig überraschend erfolgte nachmittags ein dt. Gegenangriff mit 150 Soldaten aus Stalldorf heraus. Im 10-minütigen Trommelfeuer der Panzer und sMG fielen 85 Angreifer. Die Amerikaner gruben sich nun für die Nacht am Waldrand ein und beschossen Stalldorf zunehmend mit Phosphorgranaten. Ein Löschen der Gebäude war nicht mehr möglich, da die Garben der sMG bereits das Dorf erreichten. In der Nach kam endlich der Rückzugsbefehl für die Verteidiger und der Abmarsch erfolgte morgens am 6. April still und heimlich. Nach dem Abzug der Soldaten wurde die päpstliche Fahne auf den Resten des Kirchturms gehisst und der Beschuss ließ umgehend nach. Anschließend erfolgte die Übergabe von Stalldorf an die Amerikaner. Noch waren aber die Kämpfe um Stalldorf nicht zu Ende. Eine aus den Taubertal nach Simmringen gebrachte afroamerik. Einheit musste nun die Wälder nach versteckten dt. Soldaten durchkämen. Besonders für die SS-Soldaten im Lindacher Wald kam eine Gefangenschaft nicht in Frage und so leisteten sie erbitterten Widerstand.
Am Ende waren die etwa 200 gefallenen dt. Soldaten und das zerstörte Stalldorf ein weiteres sinnloses Opfer eines unsinnigen Krieges geworden.