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HelmutP

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Map data © OpenStreetMap contributors
About HelmutP
Distance travelled

15,648 km

Time in motion

1294:58 h

Recent Activity

    went gravel riding.

    October 4, 2025

    Wandern mit Fahrrad: L2H-Sachsen-Anhalt Rückweg Tag 2

    Um kurz nach Zwei Uhr werde ich wach. Was für eine Geräuschkulisse! Die kommt einerseits von dem Wind in den Bäumen und andererseits von der Folie, die ich als Unterlage hingelegt habe und die jetzt vom Wind wild geschüttelt wird. Die Sterne und der Mond sind verschwunden. Und ich bekomme die ersten Regentropfen ab. Ach ja, „Morgen wird es regnen“ hatte der Mann am Grenzsteifen gesagt… Fakt ist, bei dem Wind werde ich in meinem Turmzimmer komplett nass. Zwar hat das Zimmer ein Dach, aber der Wind drückt den Regen von der Seite rein. Was tun? Ich könnte liegen bleiben und es darauf ankommen lassen. Ist das clever? Sicher nicht. Nicht nur der Regen macht mir Sorgen, sondern auch, dass ich das Rad irgendwie die Treppen wieder runterschleppen muss. Nasse Stufen und Wind sind da sicher nicht hilfreich. OK – Abbruch! Ich packe und schleppe das Rad runter. Es regnet jetzt leicht. Ich schaue noch mal zum Turm hoch. Schade – war so eine tolle Idee. Ich fahre los und bin nach ein paar Hundert Metern am Mittellandkanal. Richtig – ich fahre zu der gleichen Brücke zurück, über die ich auch gekommen bin. Dann ist ja auch die Vogelbeobachtungshütte nicht mehr weit davon. Hmmm – soll ich da hin oder mich gleich auf den Heimweg machen? Ich entscheide, erstmal bis zur Brücke zu fahren und dann weiter zu sehen. Ein letztes Mal überquere ich dabei die innerdeutsche Grenze. Als ich unter der Brücke angekommen bin, regnet es schon etwas stärker. Die Aussicht, im Dunkeln und bei Regen durch den Wald zu irren und die richtigen Wege zu suchen, finde ich jetzt nicht so prickelnd. Es ist jetzt HalbVier – ach ich fahre zur Hütte und lege mich noch mal hin. Es sind EinsKommaFünf Kilometer bis zur Hütte. Sie befindet sich in dem selben Zustand, in dem ich sie verlassen habe. Ich mache mein Bett zurecht und lege mich wieder hin. Der Regen prasselt jetzt auf das Metalldach. Dafür ist von den Vögeln nicht zu hören. Ich schlafe ein. Als ich aufwache, ist es bereits hell. Ich verpacke die Sachen und mache erst einmal Kaffee – ihr wisst schon – mit der Mühle und so… Jetzt kann ich auch mal sehen, worauf man durch die Sehschlitze eigentlich sieht. Wiesen. Keine Vögel da. Dafür zieht es duch die Löcher aber ordentlich. In der ganzen Hütte gibt es eigentlich nur eine Wand, an der man windgschützt steht. Dahin verziehe ich mich mit meinem Kaffee und dem Frühstück. Draußen auf dem Kanal fahren die Lastkähne entlang. Ein Schubschiff kommt nur mit dem Schub-Teil. Das ist also vorn platt und drückt das Wasser einfach so weg. Mein Gott, was das Ding für eine Kraft hat… Jetzt kann ich es aber auch nicht länger hinausschieben – ich muss raus in den Regen. EinHundertFünfzig Kilometer liegen vor mir. Also los. Meine „interesannte“ Gravelstrecke verläuft wieder abseits der Straße durch Wälder und an Feldern entlang. Ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass es sich durch nassen Sand nicht besser fahren lässt, als durch trockenen. Alles zieht unheimiich Körner! Am Ortsausgang von Bergfeld steht ein Bäckerwagen. Ich überlege, ob ich etwas brauche – drehe dann um und fahre zu dem Wagen. Die Frau am Tresen bedauert mich: „Vielleicht hört der Regen ja bald auf?!“ Ich kaufe zwei Brötchen und ein schokoladiges Teil, werfe alles in meinen Rucksack. Ein Typ aus dem Haus nebenan kommt zum Wagen. Er sieht mich und fragt: „Wo willst Du denn noch hin?“. „Nach Hamburg“, sage ich. „Ach so, geht ja auch mit so’nem eBike.“ Ich versuche zu erklären, dass das kein eBike ist – aber er glaubt das nicht. Na, von mir aus. Es geht wieder in den Wald. Vor mir liegt das Volkswagen Prüfgelände. Das fand ich auf der Karte interessant und wollte es mir mal anschauen. Aber außer einem hohen Zaun mit drei Reihen Stacheldraht oben, gibt es nichts zu sehen. Das Beste, was man sagen kann ist, dass es eine schön glatte Asphaltstraße vor diesem Zaun gibt. Meine Planung schickt mich aber bald wieder in den Wald, nur um am Ende des Prüfgeländes wieder dort anzukommen. Da hätte ich auch weiter auf der schönen Teerstraße fahren können. Allerdings hätte ich dann die Kirche am Rande von Schneflingen verpasst. Sie taucht unvermittelt vor mir auf, als ich aus dem Wald herausfahre. Das Tolle an dieser Kirche ist zunächst, dass man sich im Eingang unterstellen kann. Das noch Tollere ist, dass die Kirche zu einem Friedhof gehört, auf dem es auch Trinkwasser gibt. Ich schütte das verbliebene Ilse-Wasser in eine Flasche zusammen und fülle die anderen aus der Leitung. Geschmacklich habe ich mich allerdings deutlich verschlechtert. Aber was solls… Ich esse das Schokoteil vom Bäckerwagen und trinke ordenlich Wasser. Ok – wieder raus in den Regen. Etwas später komme ich an der Stackmannsmühle heraus. Auf dem Hof, über den ich fahre, steht eine Frau und wendet mir den Rücken zu. Als ich fast bei ihr bin, sieht sie mich und bricht in Panik aus. „Bleiben Sie bitte stehen“, fleht sie mich fast an. Ich halte an. Sie ruft ihren Hund, der hinter einer Ecke ist. Der kommt auch, ignoriert aber ihren Befehl, macht eine Bogen um sie und kommt direkt auf mich zu. Das Fellkneul reicht mir bis zur Hüfte. Der Kerl ist neugirig und ich lasse ihn schnüffel und steichle ihn dann. Die Frau ist unheimlich erleichtert. Ich glaube, sie hatte Sorge, dass ich in Panik ausbrechen könnte. „Der will ja immer das Grundstück verteidigen“, sagt sie mir. „Ja, kenne ich“, sage ich und erzähle von unseren beiden Killerpudeln – jedenfalls könnte man das glauben, wenn man als fremder – oder mit Hund - an unserem Grundstück vorbeigeht. Sie ist jedenfalls froh, das alles so friedlich abgelaufen ist, schnappt sich den Hund am Halsband und wünscht mir noch eine gute Fahrt. Na, mal sehen... Langsam schlauchen die nassen Wald- und Feldwege. Ich muss jetzt ja auch noch die Pfützen umfahren. Es ist schon fast wie eine Erlösung, als ich endlich am Elbe-Seitenkanal ankomme. Ursprünglich hatte mich Komoot an diesem Kanal entlang bis nach Lüneburg geschickt. Das war mir zu langweilig – also habe ich es etwas „interessanter“ gestaltet. Das heißt – mehr Wald und Feldwege. Jetzt am Kanal beschließe ich, unter der nächsten Brücke anzuhalten und meine Notfallsuppe zu kochen. Eine Tütensuppe ist immer dabei, falls es wirklich mal keine Versorgugsmöglichkeit gibt. Da dies mein letzter Tag der Tour ist, kann ich sie also auch vertilgen. Insbesondere, da sie noch ein Überbleibsel meiner letzten Tour „Hansegravel“ ist – das war im April letzten Jahres. Ich habe keine Sorge, dass es ein Problem mit dem Ablaufdatum gibt – da ist sowieso nichts drin, was verderben könnte. Während die Suppe kocht, kühle ich aus. Die Feuchtigkeit ist inzwischen bis an meine Haut vorgedrungen. Die Handschuhe sind sowieso durchnässt, weil die „wasserdichten“ Überhandschuhe nur die ersten drei Male wasserdicht waren. Jetzt hat der rechte Überhandschuh sogar einen Riss auf der Innenhandfläche. Das macht aber keinen Unterschied zu dem linken. Schlimmer ist, dass ich beim Bäckerwagen nicht aufgepasst habe. Beim Geld heraussuchen habe ich meine Jacke aus der Regenhose gezogen und hinterher nicht wieder ordentlich darin verstaut. So hat sie Regenwasser aufgenommen und nach und nach durch die Kleidungsschichten bis an die Haut weitergegeben Nicht schön. Was hilf ist, das Wasser auf körpertemperatur zu erwärmen. Aber im Stehen geht das nicht so gut. Ich löffle also die Suppe aus – und die Wärme tut mir wirklich gut. Dann spühle ich den Topf im Kanal, packe und mache mich auf den Weg. Ich verlasse den Kanal schon wieder über die Brücke, unter der ich gerad gekocht habe. Und sofort geht es wieder über ein Feld, durch einen Wald, über ein Feld… Ich gebe auf! Meine Geschwindigkeit auf diesen Wegen liegt unter Zehn KilometernProStunde. In dem Tempo bin ich irgendwann gegen Mitternacht zu Hause. Und meine Kräfte gehen auch langsam zu Ende. Die letzten Tage waren ja auch alle ziemlich anstrengend. Ich habe noch EinHundert Kilometer vor mir. Ich beschließe, im nächsten Dorf die Tour abzubrechen. Das nächste Dorf ist Wierstorf. Ich stoppe an einem größeren Bauerngehöfft und breche die Tour auf dem Wahoo ab. Dann wähle ich die Funktion „Bring mich zu…“ und wähle „Home“. Es dauert eine Weile. Dann ist die Tour berechnet. Die Kilometeranzahl hat sich nur geringfügig geänder: VierUndNeunzig Kilometer bis „Home“. Ich drücke mir aber alle vier Daumen, dass diese VierUndNeunzig Kilometer jetzt auf Straße verlaufen. Wenigstens hat der Regen jetzt aufgehört. Zunächst bin ich verwirrt: Ich muss gegen den Wind fahren. Wenn etwas positiv an diesem Regenrückfahrttag ist, dann dass der Wind aus Süden kommt – ich also überwiegend Rückenwind habe. Ich zoome mal in die Kartenansicht. Ahhh – es geht in Richtung Süden bis Steimke und dann Richtung Norden. Meine Originalroute wäre gleich nach Norden gegangen – durch Felder und Wälder natürlich. Ich kann es kurz machen – ich bleibe von jetzt an auf der Straße. Leicht ist das aber auch nicht. Sie Strecke ist ziemlich hügelig. Wenigstens kann ich es jetzt in den Abfahrten einfach laufen lassen. Die Anstiege haben es aber in sich – und ich keine Kraft mehr. Trotzdem bin ich deutlich schneller unterwegs. Ich könnte es zum Einbruch der Dunkelheit bis nach Hause schaffen. Zunächst geht es aber nach Uelzen, quer durch die Stadt und dann an der Bundesstraße Vier nach Lüneburg. Bevor ich den Radweg an der Bundesstraße erreiche, halte ich noch mal an. Ich brauche einfach eine Pause. In meinem Rucksack ist noch ein Apfel von der Elbe, den ich die ganze Strecke mitgeschleppt habe. Den esse ich jetzt. Über mir verdunkelt sich der Himmel zusehens und als ich mir die nassen Handschuhe wieder anziehe, um weiterzufahren, beginnt es wieder zu regnen. Das Blöde an diesen Pausen ist, dass jetzt die Handschuhe wieder eiskalt sind und das Wasser erst wieder erwärmt werden muss. Das geht aber schnell, denn es geht jetzt ordentlich bergauf. Der Regen wird immer stärker. Als ich durch Tätendorf fahre, ist der Regen so stark, dass die Regengatter der Dächer ihn nicht mehr aufhalten können. Er strömt einfach daran vorbei in Bächen auf die Straße. Auf der anderen Straßenseite ist die „Obstscheune Tätendorf“. Hinter den Glasscheiben sitzen Menschen – warhscheinlich bei Kaffee und Kuchen. Soll ich da rüber fahren und Pause machen? Nein, weiter! Von der Fernverkehrsstraße läuft das Wasser in Bächen auf den tiefer liegenden Radweg. Und meine Räder haben Spaß daran, ihn hochzuwirbeln zu mir. Aber egal, ich bin ja schon nass. Bienenbüttel! Jetzt kann es nicht mehr weit sein bis Lüneburg. Melbeck. Hier ist mein Sohn früher mal auf das Gymnasium gegangen. Meine Route führt nicht bis nach Lüneburg hinein. Ich biege vorher nach Hacklingen ab und fahre von dort nach Rettmer. Dort ist mein Sohn auf die Montesorischule gegangen. Inzwischen ist das ein richtiger fester Bau – damals waren dort nur Container. Und auch das Neubaugebiet drumherum gab es damals noch nicht. Ich bin jetzt ziemlich fertig. Wie weit noch? OK, Kirchgellersen. Westergellersen. Wieso sind die Dörfer alle so unendlich lang. Vierhöfen. Noch länger. Jetzt muss doch gleich Bahlburg kommen. Kommt aber nicht. Ach ja, da kommt ja erst noch die Straußen-Farm. Da sind jetzt aber gar keine Strauße mehr, sondern Pferde. Jetzt aber: Bahlburg. Auch ein langgestrecktes Dorf. Danach geht es noch ein weinig über Feldwege. Aber jetzt bin ich fast zu Hause. Da – die Milchtankstelle von Scharmbeck. Von hier aus sind es noch DreiEinhalb Kilometer. Ich fahre unter der Autobahn durch und da ist das Ortschild „Ashausen“. Und ich bin zu Hause. Unser „Killerpudel“ Rollo hört mich sofort, als ich das Gartentor öffne. Er macht so einen Lärm in der Wohnung, dass sicher jeder potentielle Einbrecher wieder umdreht. Klasse Alarmanlage. Ich schiebe das Rad in die Garage. Den Schlafsack ziehe ich noch aus der Lenkerrolle, den Rest lasse ich einfach am Rad. Geschafft. In jeder Hinsicht.

    16:41

    149km

    8.9km/h

    550m

    580m

    , , and others like this.
    1. October 12, 2025

      I hope you've recovered well by now and also survived the miserable weather on your last tour without any problems (sniff...).

      Thank you so much for the great reports and huge respect for your achievement. I think it's fantastic 👍🏻!!!

      Translated by Google •

    went gravel riding.

    October 3, 2025

    Heute ist der „Tag der deutschen Einheit“. Also ein Feiertag. Da kann ich doch auch ein wenig länger im Bett – ähh – Schlafsack bleiben. Wenigstens bis es hell wird. Dann stehe ich auf und mache Frühstück. Ganz wichtig: Kaffee. Das ist bei mir ja so ein Ritual. Völlig unpraktisch nehme ich Kaffeebohnen (aus der Hamburger Speicherstadt) mit auf die Tour. Dann brauche ich natürlich auch eine Kaffeemühle. Und einen Kocher für heißes Wasser. Und eine Aeropress um Filterkaffee zu erzeugen. Das Ganze hat natürlich Gewicht und nimmt auch ordentlich Platz im Gepäckraum ein. Muss aber sein. Kaffee mahlen hat etwas von Entschleunigen. Ich könnte ja auch Instant Kaffee mitnehmen. Oder ganz auf Kaffee verzichten. Aber dieses Ritual, die Bohnen zu mahlen… Es geht mir gerade um das langsame und antiquierte dieses Vorgangs. Es setzt dieser Schneller-Höher-Weiter-Zeit etwas entgegen. Wie das Reisen mit dem Rad überhaupt. Diese Touren sind ja auch immer ein Versuch, die Komfortzone mal für eine Zeit zu verlassen. Das gelingt natürlich nicht wirklich. GPS, Handy, Supermarkt, Tankstellen – so RICHTIG RAUS bin ich ja doch nicht. Aber die Perspektive auf viele Dinge ändert sich schon… Eine Gruppe Jogger kommt vorbei – sieht mich aber nicht einmal. Ich packe zusammen. Zuerst muss ich mal an die Ilse und Wasser holen. Ich könnte das Wasser sicher einfach so in die Trinkflaschen füllen, nehme aber trotzdem einen Filter. Das Wasser schmeckt herrlich frisch. Viel besser, als das aus dem Wasserhahn. Auf der anderen Seite der Ilse sind schon Gruppen am Aufsteigen. Klar, Feiertag und schönes Wetter. Da wird der Brockenwirt heute gut etwas zu tun bekommen. Unten in Ilsenburg ist auch wirklich die Hölle los. Scharen von Wanderern und Autos, die sich verzweifelt nach einem freien Parkplatz umschauen. Polizei und Ordner sind auch da. Gut, dass ich wegfahre. Oder auch nicht gut. Ich mag den Harz. Jedes Mal, wenn ich wegfahre, schaue ich mich immer wieder um. Da war ich eben noch. Na gut, wenn alles nach Plan verläuft, bin ich ja im Mai wieder hier – dann zu einer Stippvisite mit dem Rennrad auf dem Brocken. Für den Rückweg habe ich auch zwei Tage eingeplant. Ich bin die Strecke auch schon nonstop gefahren, habe mir diesmal aber wieder eine „interessante“ Gravel-Strecke ausgesucht. Die führt zunächst fast den gleichen Weg zurück, auf dem ich gekommen bin. Ich muss wieder zum „Großen Fallstein“ hinauf und über die Betonplatten der NVA balancieren. Auf der anderen Seite überquere ich wieder die Grenze nach Niedersachsen und damit die ehemalige Staatsgrenze. Ich habe mir vorgenommen, den „Elm“ etwas genauer zu erkunden und von Südosten nach Nordwesten zu durchfahren. Deshalb halte ich nicht direkt darauf zu, sondern biege nach Osten ab. Bei Mattierzoll führt mein Weg an einer Gedenkstätte der innerdeutschen Teilung vorbei. Ein Stück der Grenzbefestigung ist erhalten worden und es gibt Schautafeln mit Informationen. Ich laufe ein Stück in den Grenzanlagen umher. Dann frage ich eine Familie, wo nun eigentlich der Osten und wo der Westen war. Sie sind genauso unsicher wie ich. Ich stelle die gleiche Frage an eine Gruppe die mit süßen, kleinen Hunden am Informationspunkt steht. Die kennen sich aus, denn sie sind von hier und kennen die Grenze noch, als sie scharf war. Ich lag völlig falsch, was die Ausrichtung der Grenze betrifft. Das, was ich als Grenzstreifen betrachtet habe war in Wirklichkeit die BREITE der Grenze. „Sehen sie den Grenzturm da hinten? Da war der Osten.“ Ich stehe also nicht im Grenzstreifen, sondern im Westen. Aha. Sie fragen mich, wo ich hin will und als ich grob „Hamburg“ sage ist die Antwort: „Aber doch nicht mehr heute?!“ „Nein, ich werde irgendwo übernachten“. „Oh, morgen wird es regnen“, sagt der Mann. Kaum zu glauben bei dem strahlenden Sonnenschein. Ich verabschiede mich und mache mich wieder auf den Weg. Hinter Beierstedt geht es wieder heftig bergauf. Den „Heeseberg“ hatte ich irgendwie gar nicht auf der Rechnung. Langsam quäle ich mich hoch. Mir fallen zwei VANs auf. „Universität Köln – Geologisches Institut“ steht auf einem. Ich sehe einige Menschen mit Namensschildern um den Hals sich auf Englisch unterhalten. Was die hier wohl untersuchen? Ich komme an einem Funkturm heraus. Zwei Frauen mit einem Hund sind etwas unschlüssig, was sie machen sollen. Ich schaue auf die Karte: „Der Aussichtsturm ist dort rechts“, sage ich. „Wir suchen unsere Leute“, bekomme ich als Antwort. „Ach, gehören Sie zu den Geologen aus Köln?“, frage ich. „Nein, wir fahren nur die Busse. Ich sage den beiden, wo ich die Gruppe gesehen habe. „Wissen Sie, was die da untersuchen?“, frage ich. „Nicht so richtig. Irgendwas fossiles wurde da entdeckt. Man sieht wohl Streifen im Felsen.“ Ich bin platt. Kann man so uninteressiert sein? Da kommen Leute aus der ganzen Welt um sich irgendeine Besonderheit anzuschauen, da würde ich denen doch ein Loch in den Bauch fragen. Inzwischen habe ich dem Internet ein Loch in den Bauch gefragt. Wen das also interessiert – hier https://www.youtube.com/watch?v=Ptmk7cb_BHc&t=69s gibt es eine Antwort. Ich bedauere jetzt ein bisschen, nicht zum Heesebergturm vorgedrungen zu sein. Beim nächsten Mal schaue ich mir den und den Steinbruch aber unbedingt an. Über Dobbeln und Twieflingen komme ich zum Einstieg in den „Elm“. Klar, es geht wieder bergan. Von hier aus kann ich zum letzten Mal den Brocken sehen. Ganz schön weit. Der Elm ist ein riesiger , bewaldeter Naturpark. Trotz Feiertag sind aber nur wenige Menschen unterwegs. Das ändert sich erst am „Waldgasthof Tetzelstein“. Klar, hierher kann man mit dem Auto oder Motorrad kommen. Der Parkplatz ist jedenfalls gut gefüllt. Ich sause dran vorbei und kurze Zeit später einen Singletrail hinab. Natürlich muss ich dann wieder heftig hinauf, bevor ich den Elm verlasse und an Königslutter vorbei, weiter fahre. Es ist jetzt doch wieder kühl geworden. Also Klamotten an. Die Sandwege haben mich wieder. Und auch die Abwesenheit von Ortschaften ist zurück. Mal sehen, ob ich wieder eine Hütte für die Nacht finden kann – zur Not habe ich ja ein Tarp dabei. Das setzte ich nur ungern ein. Erstens ist mein Tarp recht flach. Das Einsteigen in den Schlafsack bekommt also noch mal eine zusätzliche Schwierigkeit. Dann ist es windanfällig. Und schließlich nimmt das Sil Nylon Wasser auf. Es regnet nicht rein, aber wenn man das Ding verpackt, ist es klitschnass und entsprechend schwer. Also besser ein festes Dach finden. Ich bin immer noch fast auf dem gleichen Weg, wie auf dem Hinweg. Komoot schickt mich bei Grafhorst noch einmal über die Grenze nach Breitenrode. Vielleicht, weil „Tag der deutschen Einheit“ ist. Am Ortseingang von Grafhorst gibt es einen Pausenplatz mit Tischen und Bänken, aber kein Dach. Ich hätte dort mein Tarp aufbauen können, aber für die Variante ist es mir noch zu früh. Es ist erst kurz nach Zwanzig Uhr. Hinter Breitenrode führt der Weg über einen kleinen Plattenweg in nördliche Richtung. Und plötzlich ist da links ein Beobachtungsturm. Der hat ein Dach! Das wäre doch mal eine besondere Unterkunft. Ich klettere hinauf. Ja, es ist genügend Platz und es ist sauber. Sogar mein Rad hätte hier Platz. OK, das mache ich. Das Rad die Treppen hinaufzuwuchten ist eine Nummer für sich. Dann ist es oben. Der Mond scheint – alles ist friedlich. Ich versorge die Kette vom Rad als Erstes mit Wachs. Nach FünfHundert Kilometern ist das wohl doch mal nötig. Dann bereite ich die Folie auf dem Boden aus, lege den Biwaksack darauf, blase die Isomatte auf, stecke sie hinein, stopfe den Schlafsack hinterher und den Innenschlafsack. Fertig. Ich blase die Sitzunterlage auf, setzte mich auf die Treppenstufen und Esse etwas. Es ist völlig ruhig. Viel zu beobachten gibt es nicht, also mache ich mich bettfertig und schlüpfe in den Schafsack. Meine Befürchtung, dass der Mond mir direkt ins Gesicht scheinen könnte ist unbegründet. Super Platz!

    11:09

    116km

    10.4km/h

    930m

    1,500m

    , , and others like this.

    went gravel riding.

    October 2, 2025

    Mein Schlafsack ist ein Wunderding. Er lässt sich unglaublich klein verpacken und ist doch unglaublich warm. Danke an die polnischen Gänse, die ihre Daunenfedern dafür hergegeben haben. Als ich gegen Morgen meine Hand aus dem Schlafsack strecke um zu sehen, wie spät es ist, schrecke ich zurück. Kalt! Und leider sagt der Radcomputer auch, dass es Fünf Uhr ist – also Aufstehzeit. Ich drücke die Taste, bis die Temperatur angezeigt wird. Alter, wollt ihr mich verarschen???? EINSKOMMAFÜNF Grad steht da. Meine Hand verschwindet wieder im Schlafsack. Aber es hilft ja nichts – wenn ich noch vor Sonnenuntergang auf dem Brocken sein will, dann muss ich jetzt aufstehen. Ich schäle mich aus dem Schlafsack und ziehe alles an, was ich dabei habe. Inklusive Regenhose und Regenjacke. Die haben zwar keine Isolationswirkung, halten aber das Mikroklima am Körper. Es ist unglaublich, wie viel das bringt. Ich beglückwünsche mich auch, meine dicken Winter-Fahrradhandschuhe mitgenommen zu haben. Leider kann ich mit Handschuhen nicht zusammenpacken. Das muss so gehen. Als alles gepackt ist, mache ich einen letzten Check in alle Ecken der Hütte: nein, nichts liegen gelassen. Danke Hütte für die Beherbergung. Wir ahnen beide noch nicht, dass dies noch nicht unsere letzte Begegnung auf dieser Tour war. Draußen ist noch stockdunkel. Nach wenigen Metern soll ich den Kanal verlassen und auf meine Route zurückkehren. Der Weg wird schmaler und zugewachsener. Ein Hochsitz kommt in Sicht. Danach ist kaum noch Weg vorhanden. Dafür reicht mir das Schilf bis zu den Schultern. Nach einer Rechtskurve bin ich wieder auf Christos Tour. Ein Weg ist hier aber nicht – nur ein freies Feld und ein Graben neben mir. Oh – man. Ich kämpfe mich weiter im Scheinwerferlicht. Am Ende der Wiese soll der Weg eigentlich gerade aus weiter gehen. Da ist aber nur eine Wand aus Schilf. Ich schalte die Helmlampe auf höchste Stufe und fahre an der Schilfkante entlang. Nirgends ein Durchgang. OK, zurück zum Kanal und einen anderen Weg suchen. Mist, da hätte ich ja auch noch länger liegen bleiben können. Die nächste Möglichkeit, wieder auf meine Route zu kommen ist an der nächsten Brücke. Hier gibt es tatsächlich einen breiten gut fahrbaren Weg. Also falls jemand diese Tour nachmachen möchte – das ist der Weg – auch für Wanderer. Ich komme wieder in den Wald. Jede Menge frisch geschnittene Stämme liegen am Wegesrand. Der Weg selbst ist gut – eine Waldautobahn. Nur meine Füße sind inzwischen Eisklumpen geworden. Aber Moment – ich habe ja – völlig unnötig, wie ich dachte – zwei Päckchen Zehenwärmer eingepackt. Davon werde ich jetzt eins benutzen. Die Päckchen enthalten zwei selbstklebende Pads, die bei Luftkontakt auf chemischem Wege Wärme erzeugen. Ich reiße das Päckchen auf, und schüttele die Pads, um die Luftzufuhr zu erhöhen. Dann will ich meinem Magen etwas zukommen lassen, hole eins der Snickers-Riegel heraus, entnehme einen davon und … Ich breche mir fast die Zähne ab. Steinhart! Nicht essbar! Zurück in die Foodpouch. Ich nehme statt dessen einen Cliff-Bar. Die gehen irgendwie immer, egal ob kalt oder auch wenn alle anderen Riegel langsam dahinschmelzen. So, jetzt die Pads vorn bei den Zehen unter die Socken geklebt. Ja, es wird warm! Als ich den Wald verlasse, sehe ich zwei Bänke und einen Papierkorb. Da kann ich ja mal meinen Müll entsorgen. Ich nutze die Pause gleich mal um zu schauen, ob es irgendwo einen Ort mit einem Bäcker oder so gibt. Als ich hochschaue kommt ein Jogger vorbei und läuft in den Wald. Warum ich das erwähne? Weil der Typ in kurzen Hosen unterwegs ist! Alter muss der innere Hitze haben. Gerade als ich los will kommen auch noch zwei PKWs. Was machen die hier so früh? Eine Dame öffnet den Kofferraum und ein recht beachtlicher Hund springt heraus. Ach so. Ich fahre los. Das findet der Hund gar nicht gut. Laut bellend rennt er auf mich zu. Die Dame ruft und schimpft und entschuldigt sich bei mir. Ich sehe aber auch so anders aus. Naja. Endlich kommt auch die Sonne raus. Das allein macht es schon gefühlt wärmer. In Almke komme ich an einer Tankstelle vorbei. Ich kehre ein und kaufe Erdnüsse, drei Croissants mit unterschiedlicher Füllung und zwei normale Brötchen für später. Für jetzt gibt es eine Bockwurst im Brötchen und einen Kakao. Beides warm. Sehr gut. Als ich die A2 überquert habe, glaube ich in der Ferne schon den Harz zu sehen. Wenn ich jetzt auf die Karte schaue war das wohl eher der (die, das?) Elm bei Königslutter. Da muss ich ja vorher noch drüber. Genau. Königslutter bedeutet hoch zum Kaiserdom kurbeln. Das Highlight für mich ist aber nicht der Dom sondern eine öffentliche Toilette. Es ist schon komisch wie sich die Perspektiven verschieben, wenn man anders unterwegs ist. Und dann geht es hoch in das Waldgebiet „Elm“. Sehr schweißtreibend. Gleich am Anfang muss ich Treppen überwinden, danach ist es steil – aber noch fahrbar. Mit ist nur so warm in all meinen Klamotten, dass ich denn doch anhalte und einiges ausziehe. Zu viel, denn kaum ist die Steigung weg, wird mir kalt. Also Jacke wieder an. Das Waldgebiet ist richtig schön. Nur sehr wenige Menschen begegnen mir. Die Abfahrt ist ein Fest. Ich lasse Kona laufen und stelle mich in die Pedale. Das geht lange – und ich verpasse den Abzweig am Waldrand. Nicht so schlimm, die Straße, auf der ich jetzt bin führt gleich wieder auf die Route zurück. Vorher ist da aber noch ein hoher Hochsitz. Da muss ich natürlich rauf. Die Wegebeschaffenheit hat sich deutlich geändert. Kaum noch Sand, dafür Schotter. Nicht nur feiner Schotter – teilweise richtig derbe. Schnell fahren kann man mit dem Rad darauf nicht. Das ist mehr was für Trecker. Aber immer noch besser als Sand. Bevor ich zum Harz komme, muss ich aber noch den großen Fallstein überwinden und kurz vorher noch einmal über die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fahren. Der „Große Fallstein“ ist ein Waldgebiet, dass früher wohl von der NVA behaust wurde. Jedenfalls sind da oben diese fürchterlichen Betonplatten, die die Löcher so haben, dass man keine Ideallinie findet.Die Löcher sind breit genug, dass meine Sechs Centimeter Reifen darin verschwinden können. Also Obacht. Außerdem schlaucht das Hochfahren langsam. Ich bin noch gar nicht am Fuße des Harz und meine Oberschenkelmuskeln haben jetzt eigentlich schon genug. Na, wollen wir mal kein Weichei sein. Schließlich werde ich wieder mit einer rauschenden Abfahrt belohnt. Auch hier verpasse ich den Abzweig am Waldrand aber auch hier ist das kein großes Problem – beide Wege führen nach Osterwieck. Und Osterwieck überrascht mich mit einer tollen Fachwerkinnenstadt. Ich habe ja keine Zeit, sonst hätte ich mich dort sicher etwas mehr umgeschaut. Ein Grund mal zurückzukommen. Am Ortsausgang geht es zunächst wieder bergan Richtung Schauen. Es ist jetzt so warm geworden, dass ich im Langarmshirt fahren kann. Verrückt, wenn ich an heute Morgen denke. Ab Veckenstedt geht es sehr idyllisch an der Ilse entlang bis nach Ilsenburg. Dort ist erst einmal Einkaufen angesagt. Morgen ist ja Feiertag. Ich kaufe Sandwiches, Wraps Schokolade und zwei Dosen Bier. Beim Bier bin ich mir unschlüssig. Einerseits ist so ein Gipfelbier ja irgendwie ein MUSS, andererseits muss ich das mit hinaufschleppen. Aber das Rad mit dem ganzen Gepäck ist schon so schwer – da sollte es auf das eine Kilo nun auch nicht mehr ankommen. Der Wanderweg führt abseits der Hauptstraße durch Parks entlang der Ilse. Am Waldhotel soll ich links der Ilse lang. Das ist auch wirklich schön, aber nach ein paar Metern drehe ich um. Mit dem Rad ist das schwer machbar. Und rechts der Ilse ist es ja auch schön :-) Ich habe Sieben Kilometer Aufstieg vor mir. Es ist SechZehnUhrDreißig. In Drei Stunden wird es dunkel. Das sollte doch zu schaffen sein. Ich schalte in den ersten Gang und fahre langsam aber stetig hinauf. Die meisten Menschen und Hunde, die unterwegs sind, kommen mir entgegen. Eine Frau versucht ihren Hund dazu zu bringen, auf der von mir abgewandten Seite von ihr zu laufen. Er will sie aber beschützen. Wir kommen ins Gespräch und natürlich kommt die Frage, ob ich keine Angst vor wilden Tieren habe – so allein da draußen. Nein! Was soll ich sonst sagen. Es steht ja auch nicht ständig in der Zeitung, dass Menschen von wilden Tieren zerfetzt in Wald gefunden wurden. Nachts in der Hamburger U-Bahn hätte ich mehr Sorgen. Der Wanderweg wechselt wieder auf die andere Seite der Ilse. Ich bleibe auf der Straße. An der „Bremer Hütte“ bin ich etwas verwirrt – „Brocken – Acht Kilometer“ steht da. Das waren doch eben schon mal Fünf?!?! Ein Pärchen fragt, ob es helfen kann. Es empfiehlt mir dringend den längeren Weg: „Den anderen kommen Sie nicht hoch! Zu steil! Alles Panzerplatten.“ „Danke“, sage ich und fahre also auf dem weniger steilen Weg weiter. Aber mit Fahren ist jetzt langsam Schluss. Meine Muskeln sind müde und so flach ist es hier nicht. Dazu ist der Weg mit Schotter belegt, also sowieso schon nicht ganz leicht zu befahren. Ich schiebe – schon um mal andere Muskelgruppen ins Spiel zu bringen. Damit ist meine Reisegeschwindigkeit von Sechs bis Sieben KilometerProStunde auf Vier KilometerProStunde gesunken. Das wird jetzt knapp mit dem Brocken bei Tageslicht. Beim nächsten Abzweig entscheide ich mich für den kurzen Weg hinauf und fahre zur Schutzhütte „Stempelbuche“. Jetzt geht es die Hermannstraße hinauf. Zehn Prozent Steigung. Es wird aber noch besser, als ich auf den Hirtenstieg komme. Jetzt geht es über die Betonplatten mit Fünfzehn Prozent Steigung hoch. Ich benutze die SiebenUndSechzig-Schritte Methode: SiebenUndSechzig Schritte schieben und dann für Drei bis Vier tiefe Atemzüge Pause. Wieder SiebenUndSechzig Schritte… In den Pausen habe ich einen Trommler mit Basstrommel in den Ohren. Es ist mein Herzschlag, der da so wummert. Ist das noch OK? Ich checke mich mental durch. Ja, kein Schwindelgefühl oder anderes Unwohlsein. Also weiter: SiebenUndSechzig Schritte… Ich bin diesen Weg im Mai 2021 schon mal gelaufen (https://www.komoot.com/de-de/tour/366161747?share_token=aTHQNvv4z6rGh31Y29a19J34h3LWlwokz3E8HNzB9Uz3TN1QTJ&ref=wtd). Damals musste war ich noch mit der ZweiUndSechzig-Schritte-Methode unterwegs. Ja, es wird nicht besser… Ich komme am EinTausendMeterÜberDemMeeresspiegel-Schild vorbei. Kurz darauf sehe ich die Spitze des Funkturms vor mir. Nicht mehr weit. Aber es wird schlagartig kalt, als die Vegetation spärlicher wird. Die Zeit wird auch langsam knapp. Aber ich MUSS anhalten und mich warm anziehen. Da ist ein Felsen, an den ich mein Rad anlehnen kann und in Windeseile ziehe ich alle Klamotten wieder an – wie heute Morgen. Die letzte Brockenbahn fährt bergab und die Sonne macht sich auf den Weg zur anderen Seite der Erdkugel. Ich erreichen die Schienen der Brockenbahn. Nur noch ein paar Hundert Meter. Und dann ist es geschafft. Die letzten Meter zur Brockenuhr fahre ich, stelle das Rad an den Felsen und mache das obligatorische Foto. Menschen sehe ich keine mehr. Auch beim Brockenwirt sind alle verschwunden. Aber nein, doch nicht alle. Ein Fuchs kommt hinter den Tischen hervor, beschreibt einen Fünf Meter Bogen um mich und macht sich in aller Ruhe davon. Ich hatte mein Telefon gerade wieder tief in der Innentasche versteckt. Schade. Aber wenn ich auf das Foto vom Brockenwirt schaue, kann ich den kleinen Räuber unter den Tischen entdecken. So, Licht an und runter hier. Mir ist kalt. Und das wird bei der Abfahrt nicht besser. Hier kann man ganz schön schnell runterbrettern, Das mache ich jetzt aber nicht. Es gibt noch ein paar Leute, die unterwegs sind und mir kommen sogar Räder entgegen. Bei den „Brockenkindern“ biege ich nach links auf den Schotterweg ab. Jetzt muss ich noch vorsichtiger fahren. Vor mir schreckt ein Tier hoch und ich mache eine Vollbremsung, die dazu führt, dass die Frontlampe nach unten klappt und ich vor mir nichts mehr sehe. OK, Lampe wieder ausrichten und Helmlampe an. Ich kenne die Hütte, in der ich übernachten will vom August 2021, als ich bei L2H-Niedersachsen (https://www.komoot.com/de-de/tour/455768138?share_token=aCO4SbT2ZMuItz7878hL16Uaw1rzBP7I7aU3CUXIjn3RYm1Y8l&ref=wtd) auf den Wurmberg hochgefahren bin und dann dort übernachtet habe. Der Weg dorthin erscheint mir unheimlich lang zu sein. Bin ich schon dran vorbei??? Nein, da ist die Hütte. Und frei ist sie auch. Ich setze mich hinein und versuche das Zittern meines Körpers in den Griff zu bekommen. Geht nicht. Egal, ich mache mir ein Bier auf und suche mir etwas zu Essen aus dem Rucksack. Zwei Radfahrer kommen noch an der Hütte vorbei, dann ist Ruhe. Ich bereite mein Nachtlager auf der Bank aus. Ach ja, ich musste feststellen, dass mein aufblasbares Kissen von See To Summet die Luft nicht mehr hält. So muss die Sitzunterlage jetzt die Kissenfunktion mit übernehmen. Es geht doch immer irgendwie.

    13:16

    108km

    8.1km/h

    1,720m

    1,130m

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    went for a bike ride.

    October 1, 2025

    ZweiHundertUndVier Kilometer. Eigentlich gut an einem Tag zu schaffen. Doch diese Wandertouren sind anders. Der Wanderer ist anders. Er hasst Asphalt. Und wo immer es geht, geht er lieber einen kleinen Umweg, als an der Straße entlangzulatschen. Nachvollziehbar. Und eigentlich ja auch der Grund, warum ich gerne solchen Touren folge: wenig Verkehr. Ich plane also mal zwei Tage ein. Und das ist auch sehr realistisch. Denn zu der Tatsache, dass es fast immer auf naturbelassenem Untergrund voran geht, kommt hinzu, dass manche Wege gar nicht mehr existieren und Alternativen gefunden werden müssen. Das geht schon gleich auf den ersten Metern los. Die Strecke führt hoch zur Bundesstraße, dann rüber auf die andere Straßenseite und dort weiter. Wenn da nicht eine Absperrung wäre. Dahinter ist die Baustelle der Autobahn. Die ist schnell umfahren. Kurz darauf führt die Route direkt über einen Feldweg auf die gleiche Bundesstraße zu – und endet abrupt an einem Zaun. Auch das lässt sich leicht umfahren. Ich bin so mit „Umfahren“ beschäftigt, dass ich erst jetzt merke, dass ich die Aufzeichnung auf dem Wahoo noch gar nicht gestartet habe. So fehlen da leider diese ersten dramatischen Wendungen. Jetzt geht es direkt auf die Bundesstraße. Und da ist was los. Jede Menge LKWs, die auch bei Gegenverkehr keine Lust haben hinter so einem popeligen Radfahrer zu bleiben. Ich fahre mit aufgestellten Nackenhaaren ganz rechts. Spaß macht das nicht. Wie das unser Wanderer machen soll ist mir schleierhaft. Das ganze ist auch nur nötig, um über Bahnschienen und das kleine Flüsschen „Aland“ zu kommen. Dann geht es endlich rechts runter in eine Deichlandschaft. Und die ist wirklich schön. Eine alte Bahnbrücke kommt in Sicht. Die Gleise sind mit Brombeersträuchern völlig zugewachsen. Zu meiner Freude sind die Beeren noch in einem verzehrfreundlichen Zustand. Bei uns zu hause ist das schon eine Weile vorbei. Ich pflücke mir eine Handvoll und verspeise sie sofort. Sehr lecker. Gegen Zwölf Uhr finde ich eine Bank am Waldrand und beschließe, ein zweites Frühstück zu machen. Die Pause ist nicht ganz freiwillig. Ich hatte gesehen, dass der Wahoo über Nacht an der Powerbank nicht geladen hat. Das muss ich untersuchen und nachholen. Die Untersuchung ergibt, dass eins der beiden Ladekabel nicht richtig funktioniert. Na toll. Ich hatte zu Hause schon zwei kurze Ersatzladekabel in der Hand, habe mich aber gegen sie entschieden – keine What-Ifs! „What-Ifs“ sind Dinge die man mitnimmt für den Fall das … Das ist ein heißes Thema. Natürlich nimmt man Dinge mit, die man „hoffentlich“ nicht braucht. Werkzeug zum Beispiel oder Ersatzteile. Dinge zu doppeln sollt man nur in ganz seltenen Ausnahmen machen und nur dann, wenn der Ausfall oder Verlust einen in echte Schwierigkeiten bringen kann. Licht zum Beispiel. Ob Ladekabel nun dazugehören muss man also selbst entscheiden. Und tatsächlich geht es auch so. Ich werde über Nacht das Wahoo laden und am Tag das Handy mit der Powerbank in die Tasche schieben, bis es aufgeladen ist. Problem gelöst. Jetzt bekommt mein Wahoo also Saft und ich Kaffee. Dann geht es weiter. Die Sandpisten sind wieder da. Man ist das anstrengend, vor allem, wenn es auch noch bergauf geht. Und bergab kann ich das Rad auch nicht einfach rollen lassen weil unten meist so eine fiese Sandfläche wartet. Da mit hoher Geschwindigkeit reinzurauschen ist sicher nicht clever. Ich ermittele das meine Durchschnittsgeschwindigkeit bei FünfZehn Kilometern pro Stunde liegt. Naja, ich fahr ja kein Rennen. Kona und ich sind auch wieder recht einsam unterwegs. Nur selten kommen wir durch kleine Orte. Die Versorgungslage auf dieser Strecke ist nicht gerade rosig. Keine Ahnung, wo die Leute hier einkaufen gehen. In Kerkau werde ich über einen Bauernhof geschickt. Der Bauer kommt mir mit einem kleinen Traktor entgegen und grinst. Denn ein paar Meter weiter endet der Weg an einem Koppelzaun. Also zurück und an dem immer noch grinsendem Bauern noch mal vorbei. Der nächste Ort ist Lübbars. Der kleine Ort hat eine Kirche und einen Friedhof drum herum. Vielleicht kann ich hier Wasser nachtanken. Am Eingang zum Friedhof gibt es tatsächlich einen Wasserhahn – eingesperrt in einen Metallkasten mit einem Schloss dran. Also einfach mal so Wasser zapfen ist hier nicht! Das hatte ich bisher auch noch nicht. In Thüritz schaue ich doch mal auf das Handy, wo ich mich versorgen könnte. Der nächste Ort ist Badel und der hat wenigstens eine Tankstelle. Also die nehme ich – wenn sie denn auf hat. Hat sie. Aber ein sehr begrenztes Angebot. Im Wesentlichen Getränke. Ich kaufe was da ist: zwei Snickers, eine Tüte Gummibärchen, Bifi und ein Bier, dass ich mir gleich aufmachen lasse. Der Typ hinter dem Tresen kann es gar nicht fassen, was ich vorhabe. Immer wieder mal kommt er nach draußen und schaut sich mein Rad an. „Gar kein E-Bike!“, stellt er fachmännisch fest. Seine Bewunderung steigt ins unermessliche. Vor allem als er hört, dass ich ohne Zelt draußen schlafe. „Bei der Kälte?“ Ja, ganz schön frisch ist es in der Nacht ja. Aber mein Schlafsack macht das schon. In Jeeben bekomme ich dann auch Wasser auf dem Friedhof. So, Verpflegung ist gesichert. Die Strecke führt jetzt über ein Feld in einen kleinen Wald. Im Wald soll der Weg eigentlich nach rechts weiter gehen – aber da ist kein Weg. Ich fahre auf der anderen Seite aus dem Wald raus und orientiere mich auf der angrenzenden Wiese am GPS. Ich lande vor einer Schilfwand und einem Graben. Die kleine Holzbrücke ist noch da, aber zugewachsen und nicht mehr zu erreichen. Also zurück und auf der Straße die Stelle umfahren. In Wohlgemuth bin ich wieder auf der Route. Das ist in sofern witzig, als eine ehemalige Mitstudentin, die ich in diesem Jahr beim Studententreffen in Bad Kleinen wiedergesehen habe, mit Nachnamen genauso heißt. In der gleichen Schreibweise. Ich schicke Ihr eine Nachricht, dass ich da bin – aber sie kannte diesen Ort nicht einmal. Nun, jetzt kennt sie ihn :-) Es geht jetzt wieder ewig durch den Wald. Kurz hinter Jahrstedt komme ich wieder an die ehemalige innerdeutsche Grenze – erkennbar am „Grenzlehrpfad“. An dessen Ende finde ich die Fortsetztung nicht. Es ist ja schon stockdunkel. Die Straße verläuft aber parallel zur Route – dann nehme ich eben die. Ich bin jetzt wieder in Niedersachsen. Bald muss ich wieder nach rechts in den Wald. Jetzt wird es noch mal so richtig anstrengend. Ich fahre einen Weg entlang, wo alle Fünfzig Meter ein Hochsitz aufgebaut ist. Der Weg ist total aufgerissen von Wildschweinhorden. Und der Abzweig, den ich nehmen soll endet im Graben. Gut, etwas weiter ist eine Straße, die mich in Giebel wieder auf meine Route führt. In Giebel geht es auf einem Feldweg weiter. Das Besondere an der Ecke ist die Tatsache, dass das Gehöft dort mit Weihnachtsbeleuchtung erhellt ist. Irgendwer kann es da wohl so gar nicht abwarten. Ich mache ein Foto. Leider erkennt man die Häuser schlecht und das Ganze sieht aus wie eine beleuchtete Stadt in der Ferne. Es sind aber wirklich Lichterketten. Und das Anfang Oktober. Wahrscheinlich wohnt hier ein Supermarktbesitzer – die fangen ja auch immer früher mit den Weihnachtsplätzchen an. Die Waldwege in Richtung Rühen sind ganz passabel zu fahren. Bis die Route einen Schlenker nach links macht und dann an einem Graben entlang führt. Der „Weg“ neben dem Graben besteht aus zwei kaum zu erkennenden Spuren niedergedrückten Grases. Alter fährt sich das schwer! Ich schalte in den ersten Gang und bin wirklich froh, als endlich eine kleine Brücke nach rechts über den Graben führt und wieder auf eine Straße. Die führt direkt zum Mittellandkanal. Diesmal gibt es sogar eine Abfahrt hinunter. Am anderen Ufer ist sogar ein Restaurant, aber ich bin ja versorgt. Und ich will auch noch ein paar Kilometer fahren, damit ich morgen nicht so viele vor mir habe. Denn ich will möglichst noch im Hellen oben auf dem Brocken sein. Das Fahren am Kanal ist ja recht eintönig. Aber jetzt in der Dunkelheit willkommen. Sehen tut man ja ohnehin nicht viel und hier ist wenigstens der Untergrund gut fahrbar. Aber schon nach einigen Metern geht es wieder weg vom Kanal und wieder auf so einen „Weg“ neben einem Kanal! Nö! Nochmal quäle ich mich da nicht durch. Ich schaue aufs Handy, wie ich das umgehen kann. Klar, am Kanal entlang und dann später links runter. So mache ich das. Und dann ist er plötzlich da – der Schlafplatz. Ein Vogelbeobachtungsstand mit genügend Platz für Kona und mich. Ich hadere etwas mit mir. Soll ich jetzt schon Schluss machen? Dann habe ich bis zum Brocken noch Neunzig Kilometer! Bei meiner Durchschnittsgeschwindigkeit wird es schwer werden, da noch bei Tageslicht oben zu sein. Aber so einen Schlafplatz darf man auch nicht ungestraft einfach so ignorieren! Ich werde es so machen: Hier bleiben und um Fünf Uhr aufstehen, packen und gleich losfahren. Dann könnte das klappen. Ich schiebe Kona unter das Dach und lege eine Plane aus Fensterfolie auf den Boden und darauf dann den Biwaksack. Die Folie ist ein guter Tipp – recht reißfest und superleicht. Neben mir quasseln die Wasservögel die ganze Nacht. Das stört aber nicht wirklich. Der Himmel ist Klar und ich kann am Dachrand vorbei die Sterne sehen. Schön, aber auch ein Zeichen dafür, dass es kalt wird.

    10:43

    111km

    10.3km/h

    290m

    250m

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    1. October 8, 2025

      Sooo beautifully crazy 😂 ...and wonderful!!

      

      Now even my husband wants to know what happens next 🤭

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    went gravel riding.

    September 30, 2025

    Ich bin total deprimiert! Über ein Jahr bin ich jetzt Rentner. Und ich dachte, da habe ich ja jede Menge Zeit für Abenteuerfahrten mit dem Rad. Aber denkste. Nicht eine Tour habe ich in dem Jahr geschafft. Klar bin ich viel Rad gefahren – vor allem mit dem Rennrad – aber mein Schlafsack ist im Schrank geblieben und mein Abenteuerrad „Kona“ schaut mich schon gar nicht mehr an. Und als jetzt die Zugvögel über unser Grundstück fliegen und damit deutlich signalisieren, dass der Sommer zu Ende ist, macht mich das total fertig. Natürlich gibt es einige persönliche Gründe für meine Abenteuerabstinenz. Aber gerade die Tatsache, dass mein Vater in diesem Jahr pflegebedürftig geworden ist lässt in mir immer wieder die Frage hochkommen: Wie viele Sommer wird es noch geben, in denen ich solche Abenteuer überhaupt machen kann? Und ALLE ANDEREN scheinen ja IMMERZU Abenteuer zu erleben – sagt jedenfalls mein Mail-Eingang. Ich öffne die Nachrichten schon gar nicht mehr – zu deprimierend... Meine Frau merkt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Wir reden darüber und im Ergebnis hole ich Kona aus dem Stall und zurre die Packtaschen fest. Das arme Rad hat immer noch das frische Kettenwachs auf der Kette, dass ich bei der Frühjahreswartung aufgetragen habe. Es wird wirklich Zeit! Ich stehe etwas früher auf als sonst. Was für ein Himmel. Das MUSS doch ein Zeichen sein! Ich gehe mit den Hunden und mache mir Frühstück. Und dann geht es tatsächlich los. Als Tour habe ich mir „L2H Sachsen-Anhalt“ ausgesucht. Damit setzte ich die Reihe fort, die ich mit „L2H Niedersachsen“ 2021 begonnen habe. L2H steht für „Lowest to Highest“. Damit ist in jedem Bundesland der jeweils niedrigste bzw. höchste natürliche Punkt gemeint. Und zwischen den beiden Punkten hat Christo Foerster (https://www.komoot.com/de-de/user/447228782795) einen Wanderweg geplant. Der Weg in Sachsen-Anhalt führt von eine unscheinbaren Wiese bei Wittenberge auf den Brocken. Die Tour passt auch zeitlich sehr gut, denn am 3. Oktober ist ja „Tag der deutschen Einheit“ und ich werde eine Menge innerdeutsche Grenzen auf dieser Tour überqueren. Natürlich muss ich erst einmal zum Startpunkt kommen. Ich hatte mir da zunächst eine Rennrad-Tour geplant. Die geht immer schön auf der Straße entlang – schnell aber langweilig. Also plane ich um auf eine Graveltour. Das sieht doch schon mal viel interessanter aus. Und – mein lieber Scholli – interessanter wird es. Allein Kona aus der Garage zu holen ist soooo anders. Während mein Rennrad schon fast von selbst aus der Garage getänzelt kommt, lässt sich Kona schwerfällig, aber gutmütig, herausführen. Auch das Fahrgefühl ist unbeschreiblich – schwerfällig, gutmütig und sanft gefedert durch die dicken Reifen. Gewöhnungsbedürftig. Der Antrieb hört sich irgendwie auch nicht so ganz richtig an. Klar, der Freilauf klingt sowieso anders, aber auch beim Treten ist da ein Geräusch, dass ich so nicht kenne. Läuft aber. Bis im Wald von Dachtmissen die Kette zweimal vom großen Ritzel in die Speichen fällt. Jetzt muss ich das doch mal untersuchen. Ich lege die Kette neu auf und achte dabei darauf, dass die narrow-wide-Zähne vom Schaltröllchen auch in die richtigen Kettenglieder passen. Jetzt ist alles gut. Hätte ich aber auch gleich mal schauen können... Ich fahre durch Lüneburg und komme hinter Wendisch Evern an den Elbe-Seitenkanal. Ich soll jetzt am Kanal entlangfahren, aber da ist keine Abfahrt. Ich muss mit dem Rad die Treppe runter. Jetzt ist es auch so warm geworden, dass ich mal ein paar Sachen ausziehen kann. Dabei stelle ich fest, dass das Ersatzrücklicht, dass an der Arschrakete befestigt war, andere Pläne hatte als ich. Schade, dass es sich nicht wenigstens verabschiedet hat. Gut, es war nur das ERSATZrücklicht – ist vielleicht auch nicht wirklich eine befriedigende Aufgabe – so auf lange Sicht. Die Fahrt am Kanal ist nicht lang und ich soll wieder in den Wald abbiegen. Aber da ist kein Weg!? Ich brauche mehrere Anläufe, bis ich etwas finde, was ein Weg gewesen sein könnte. Jedenfalls früher einmal. Jetzt wachsen darauf schon Bäume, so groß wie ich. Endlich werden die Wege wieder breiter und leichter zu fahren. Wobei „leichter“ relativ ist. Viele Wege haben feine Sandpassagen und das strengt ganz schön an. Am Anfang versuche ich noch dem Sand auszuweichen, dann lasse ich es immer öfter drauf ankommen und fahre einfach hindurch und gleiche das wegrutschen der Räder durch Gewichtsverlagerung aus. Je öfter ich das mache, um so weniger verkrampft bin ich und um so weniger brechen die Räder aus. Gute Übung. Bis Hitzacker verläuft die Strecke im wesentlichen durch den Wald oder an Feldern entlang. Kaum Orte. Wäre ich mit jemandem unterwegs, der Deutschland nicht kennt, könnte er den Eindruck gewinnen, es ist ein bewaldetes Territorium mit wenig Menschen. Tatsächlich begegnen mit fast keine. Nur manchmal führt ein Hund seinen Menschen aus. In Hitzacker verschwinde ich erst einmal im Netto, kaufe mir ein paar Lebensmittel und eine Dose Bier ein. Vor dem Laden esse ich dann die Packung Sushi und mache mich wieder auf den Weg. Bei Dömitz geht es über die Elbe und damit das erste Mal über eine Grenze – von Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern. Und gleich darauf bin ich in Brandenburg. Der Weg führt immer über den Deich. Schön hier. Am Wegesrand steht eine Kiste mit Äpfeln zum Mitnehmen. Ich nehme zwei. Dankeschön. Langsam wird es dunkel und kalt. Eigentlich wollte ich es ja heute bis Wittenberge schaffen, frage mich jetzt allerdings ob es nicht sinnvoller ist, erst Morgen früh in die Stadt zu fahren. Vielleicht gibt es dann ja einen offenen Bäcker für Frühstück?! Ich komme an der Fähre Lenzen-Pevestorf an. Hier beleuchten Straßenlaternen die Szenerie. Es gibt einen Grenzturm zu besteigen und direkt daran einen Pausenplatz mit überdachtem Tisch und Bänken. Ich halte an und überlege, ob ich hier bleiben soll. Neben dem Pausenplatz stehen zwei PKWs. Einer mit laufendem Motor und darin schreien sich ein paar Menschen in einer osteuropäischen Sprache an – glaube ich jedenfalls. Sie müssen schreien, weil auch das Radio im Auto schreit. Ich hoffe, sie fahren gleich weg und hole meine warmen Sachen aus der Arschrakete, ziehe sie an. Das Auto steht da, Motor läuft, Unterhaltung darin auch. Ich hole mein Abendessen heraus und verputze es. Keine Veränderung. Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl. Ich werde ja oft gefragt, ob ich beim draußen übernachten nicht Angst vor Wildschweinen oder Wölfen habe. Nein, eigentlich nicht. Aber vor Menschen schon eher. Ich packe zusammen und fahre weiter. Der nächste Rastplatz kommt in Lütkenwisch, einem kleinen Dorf in der Nähe von Lanz. Auch hier brennen ein paar Straßenlaternen, und in den Häusern brennt auch Licht. Außer mir sind aber nur ein paar Kühe da. So beschließe ich mich auf eine der beiden Bänke zu legen. Wenigstens ist ein Dach darüber. Ich rolle den Biwaksack auf der Bank aus. Dann hole ich die Isomatte und eine kleine akkubetriebene Pumpe aus den Taschen und blase sie damit auf. Nötig ist die Pumpe nicht, aber sie ist so klein und leicht und der Komfortgewinn so groß, dass ich sie mit dabei habe. Die Isomatte verschwindet im Biwaksack. Dann packe ich meinen Daunenschlafsack aus und schiebe ihn hinterher. Schließlich kommt noch ein Innenschlafsack aus Seide hinein, der verhindern soll, dass der Daunenschlafsack schmutzig wird. Dann noch ein Kissen aufblasen und fertig. Das Einsteigen in dieses Konstrukt erfordert äußerste Beweglichkeit und Geduld. Bloß nicht noch mal raus müssen! Als ich endlich im Schlafsack liege, werden für mich sogar die Straßenlaternen abgeschaltet und auch im Haus gegenüber gehen die Lichter aus. Dankeschön. Die Nacht ist sternenklar und kalt. Und unheimlich still. Die Stille ist so brüllend – kein Tier kein Verkehr – fast unheimlich. Ich schlafe ein und erwache, als eine Taschenlampe neugierig schaut, was da am Rastplatz für ein Rad rumsteht. An der Lampe hängt ein Mann und an dem ein Schäferhund. Sie lassen mich in Ruhe und gehen weiter. Ich bin ja auch keine Gefahr. Als die Straßenlaternen wieder angehen stehe ich auf. Es ist bitterkalt. Vier Grad. Ich packe so schnell ich kann zusammen und fahre los. – zu kalt für Frühstück. Über der Elbe dampft das Wasser. Ich sehe zu, dass ich nach Wittenberge komme. Dort finde ich einen Bäcker und lasse mir ein Frühstück geben. Super! Und einiger Maßen warm ist es auch. Und eine Toilette gibt es auch. Was für ein toller Start in den Tag. Über die Eisenbahnbrücke überquere ich die Elbe und damit auch die Grenze nach Sachsen-Anhalt. Noch ein paar Meter und ich stehe am tiefsten natürlichen Punkt des Bundeslandes. Hier gibt es zwei Brücken und eine Baustelle für die Autobahn. Ziemlich trostlos. Ich lade die Strecke von Christo Foerster und fahre los. Auf zum höchsten Punkt des Bundeslandes. Sind ja nur ZweiHundertUndVier Kilometer – allerdings Wanderwege.

    23:55

    159km

    6.7km/h

    570m

    550m

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    1. October 6, 2025

      Exciting and thought-provoking writing 🤔...

      Good thing you went! Your dad will be happy, just like you!

      Enjoy it 🙋🏼‍♀️😊

      Translated by Google •

    went cycling.

    June 22, 2025

    08:31

    127km

    14.8km/h

    50m

    0m

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    1. June 24, 2025

       hat mich auf die RTF „ALMA MATER“ (rg-uni-hamburg.de/aktuelles-uebersicht/rtf/einladung-zur-24-alma-mater-rtf-am-sonntag-den-26-05-2025) aufmerksam gemacht.

      Ich bin bisher nur eine RTF mitgefahren (komoot.com/de-de/tour/1260513963?share_token=aRE5Np0tAElfuJoUDMUK5IgXoEB5vVAF42EDNWMPClEDCJyNcD&ref=wtd)

    went cycling.

    June 11, 2025

    10:50

    164km

    15.1km/h

    680m

    700m

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    1. June 23, 2025

      Die Entscheidung, noch einen Tag länger in Wismar zu bleiben ist genau richtig. Heute ist kein Regen angesagt und es gibt auch keinen. So packe ich meine Sachen, verabschiede mich von meiner Schwester und meinem Vater und mache mich auf den Rückweg. Als Strecke habe ich zwei Strecken kombiniert: für

    went cycling.

    June 9, 2025

    01:10

    21.0km

    18.1km/h

    120m

    130m

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    1. June 23, 2025

      Our student reunion with nine participants is almost over. Today we'll have breakfast, a group photo, and then we'll be off again.

      

      I'm already putting on my cycling clothes as I head to breakfast. I think the buffet is really great. There's something for every taste. From scrambled eggs to salmon and

      Translated by Google •

    went cycling.

    June 7, 2025

    06:04

    123km

    20.2km/h

    550m

    510m

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    1. June 18, 2025

      Ich bin spät dran mit diesem Bericht. Es fällt mir einfach unendlich schwer über so etwas Banales wie Radfahren zu schreiben, wenn der Wahnsinn in der Welt immer neue Rekorde feiert. Jetzt werden also Atomanlagen bombardiert. Wie menschenfeindlich und dumm kann man sein? Reicht es wirklich nicht, dass

    went cycling.

    May 31, 2025

    17:22

    308km

    17.7km/h

    1,500m

    1,490m

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    1. June 2, 2025

      Elf Jahre gibt es diese Veranstaltung nun schon (mecklenburger-seen-runde.de/de). Und in diesem Jahr bin ich dabei.

      Normaler Weise bin ich nicht so ein großer Freund von organisierten Veranstaltungen dieser Art. Allein die Zahl von FünfTausend Teilnehmern schreckt mich schon ab. Aber was man nicht wenigstens

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