An der Nordgrenze von Vaduz zur Gemeinde Schaan befindet sich das ehemalige Gewerbequartier im Mühleholz. Das Gebiet am steilen Fuss des Dreischwesternmassivs liegt am heute eingedolten Vaduzer Mölibach und bildete vom späten 19. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wirtschaftlich-soziale Siedlungseinheit mit dem südlich angrenzenden, durch die Möliholzröfi abgetrennten Ebenholzquartier.
Bereits ab dem Mittelalter entwickelte sich am Mölibach die bis Mitte des 20. Jahrhunderts dichteste Gewerbeachse Liechtensteins. Ab dem 16. Jahrhundert bestanden hier herrschaftliche Mühlen mit Stampfe, Pleuel, Sägerei, Wasserschmiede und dazugehörigen Hofstätten. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen fürstliche Getreidemühlen mit Hanfreibe und Gerstenstampfe sowie eine private Gipsmühle, Pulvermühle, Schmiede, Brettsäge und Hammerschmiede dazu. Im Oberen Mühleholz entstand 1861 mit der Baumwollweberei „Weilenmann & Co.“ auch die erste Fabrik Liechtensteins. Im benachbarten Ebaholz entstand 1882 die Baumwollspinnerei „Spoerry“, ab 1905 „Jenny, Spoerry & Cie.“. Sie errichtete zur Energiegewinnung im obersten Teil des Mühleholzes drei ortsbildprägende Wasserspeicher, die sog. „Spoerry-Weiher“. Die 1992 stillgelegte Spinnerei ist seit 2002 Sitz der Universität Liechtenstein.
Zeugen der Industrialisierung
In Zusammenhang mit dem Projekt „Neubau Kraftwerk Mühleholzquellen“ der Liechtensteinischen Kraftwerke (LKW) sowie aufgrund der historischen und industrie-archäologischen Bedeutung der Weiheranlagen als Teil des ehemaligen Kraftwerks der Spinnerei in Vaduz und als schutzwürdige Kulturgüter der Industrialisierungs- und Technikgeschichte Liechtensteins hat das Amt für Kultur die Wasserspeicher nun formell unter Schutz gestellt. Die Weiher, bestehend aus den Speicherbecken im Unterwasserbereich mit der Weiheranlage Nord, dem Schieberbecken und der Weiheranlage Süd im Ober Möliholz sowie dem Spoerry-Weiher im Oberwasserbereich beim Wildschloss, stehen heute alle im Eigentum des Landes Liechtenstein. Als zentrale und weitgehend original erhaltene Bestandteile des überregional wohl ältesten Hochdruckkraftwerks mit Tagesspeicher sind die auf das Jahr 1886 zurückgehenden Bauwerke als wertvolle Zeugen der Technikgeschichte zu bewerten. Zudem bilden sie prägnante Elemente der im Zug der Industrialisierung veränderten Kulturlandschaft.
Erhaltungskonzept in Umsetzung
Während der Weiher beim Wildschloss auf rund 760 m.ü.M. nach wie vor für die Energiegewinnung genutzt wird, sind die Weiher im Mühleholz heute ausser Betrieb und entleert. Von Seiten des Amtes für Kultur wird aus denkmalpflegerischer Sicht der Erhalt der Weiher dennoch angestrebt, denn das ehemalige Kraftwerk hat als Denkmal der Industrialisierung grosse Bedeutung. Das Erhaltungskonzept sieht dabei vor, dass der südliche Weiher weiterhin mit dem Wasser aus dem Sonntagsbächlein gespiesen und wieder hälftig gefüllt werden soll. Da eine aufwendige Sanierung des nördlichen Weihers nicht mehr verhältnismässig erscheint, wird aktuell der Beckenboden zwecks Versickerung von Meteorwasser perforiert und das Becken mit unverschmutztem Aushubmaterial aufgefüllt, wobei die Beckenränder als Zeitzeugen sichtbar bleiben. Die entstehenden extensiv bewirtschafteten Grünflächen können somit als Naherholungsgebiet ausgestaltet werden. Das kleine Schieberbecken vor dem Haus Mühleholz 39 wird als Denkmal erhalten und instand gestellt. Mittels Beschilderung sollen künftig die Historie der Wasserkraftnutzung und die Wirkungsweise im Sinne eines „Kraftwerkweges“ von der ehemaligen Fabrik (Turbinenhaus) bis zum Wildschlossweiher mit erklärenden Tafeln aufgezeigt werden.