Brienzer Krapfen, GESCHICHTE
Die erste schriftliche Erwähnung des Brienzer Krapfens stammt aus dem Jahre 1934. Damals wurde im Rahmen einer nationalen volkskundlichen Umfrage unter anderem versucht, regionale Gebäckspezialitäten zu erfassen. Als typisches Gebäck der Region Brienz wurden „Brienzerkrapfen“ angegeben.
Auch Peter Wyss, ein evangelischer Pfarrer, der im Jahre 1919 in Brienz zur Welt kam, erinnert sich, dass die einheimischen Bäckereien die Krapfen in den 1930er-Jahren schon im Angebot hatten. Er berichtet überdies, dass man das Gebäck zuvor vor allem in der Altjahrswoche (Woche zwischen Weihnachten und Neujahr) in Privathaushalten buk. Dabei produzierten in den so genannten Krapfennächten zwei oder drei Familien gemeinsam das Festgebäck, wobei das Knacken und Zerkleinern der Baumnüsse Männersache war, während die Frauen den Rest besorgten, wie Peter Wyss ausführt. Am Ende erhielt schliesslich jede Familie einen Weidenkorb voll Krapfen.
Wie es scheint, hat die allmähliche Verlegung der Krapfenproduktion von der Haus- in die Berufsbäckerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine saisonale Verschiebung gesorgt. Nicht mehr die Altjahrswoche sondern der Brienzer Markt stand für die Krapfenproduktion im Vordergrund.
Der Brienzer Krapfen wurde und wird nicht nur an Festanlässen hergestellt und konsumiert, sondern den ganzen Winter über. Wegen seiner Nahrhaftigkeit und langen Haltbarkeit war der Brienzer Krapfen gerade bei körperlichen Arbeiten im Wald oder auf der Alp eine beliebte Verpflegung. Diese Qualitäten schätzt man auch heute noch rund um den Brienzersee und nimmt das Gebäck gerne auf Wanderungen oder an Sportanlässe mit.
Die Füllung, bestehend aus gekochten und passierten Dörrbirnen, gehackten Baumnusskernen und Zucker, scheint übrigens nicht dem Zufall oder einer bestimmten kulinarischen Vorliebe der einheimischen Bevölkerung zu entspringen. So berichtet Peter Wyss, wie „die Kirchgemeinde Brienz früher für ihren Reichtum an Birn- und Nussbäume bekannt war“. Und Simon Egger stellt in seinem im Jahre 2002 erschienenen Bericht „Obstsortenvielfalt – wertvolles Kapital erhalten“ fest: „... man sagt zum Beispiel, die lokale Berner Sorte „Sonnenbirne“ eigne sich am besten für die Zubereitung herrlicher Brienzer Krapfen.“