Der Camp-Leiter hat uns mit "Welcome to hell" begrüßt. Und das an einem der strahlendsten Wintertage, dich man sich hier oben auf 4100 m Höhe, flankiert von einem Amphitheater aus 5000 m, 6000 m und den beiden 7000 m hohen Bergen Khan Tengri und Pik Pobeda nur vorstellen kann. "Der schönste Arsch der Welt" sagt unser Guide Emil. Links über den Gipfeln ist Kasachstan, rechts das Autonome Gebiet Xinjiang der Volksrepublik China. Der Pik Pobeda - Gipfel des Sieges - (7439 m) ist der nördlichste Siebentausender der Welt und gilt als sehr schwierig zu besteigen, denn hier regieren kalte Winde und Schneestürme mit 150 km pro Stunde und die Temperatur sinkt auf -30° C. Zwei Tage vor unserer Ankunft mussten hier vier kasachische Bergsteiger ihr Leben in einer Lawine lassen. Bis zuletzt hatten sie noch Funkkontakt zum Basislager. Auch der Khan Tengri ist schwierig zu besteigen. Seine fantastische Pyramide lässt an das Matterhorn erinnern. Er ist einer der fünf fünf Gipfel der russischen Schneeleoparden-Trophäe. Auch dieser Berg hatte für uns eine Geschichte parat: Vier iranische Bergsteiger mussten im August 2019 auf 6400 m Höhe ihr Lager wegen der eisigen Verhältnisse aufgeben. 35 Tage harrten sie im Base-Camp aus und hofften auf den Gipfelsieg. Der blieb ihnen allerdings verwehrt und die zwei Männer mussten ihre am berg gebliebene Ausrüstung aufgeben mit uns im Heli ins Base-Camp nach Karkara fliegen. Die beiden Frauen blieben im Camp, weil sie noch ärztlicher Hilfe bedurften.
Und noch eine tragische Geschichte: Im Jahr 2012 wurde eine junge Russin beim Versuch der Besteigung des Pik Pobeda von einer Lawine erfasst. Seither kommt ihr Vater alle Jahre und fliegt mit dem Helikopter über den Gletscher an der vermeintlichen Unglücksstelle, um eventuell die Leiche seiner Tochter zu finden. Auch 2019 blieb die Suche ohne Erfolg und der Mann musste sehr traurig mit uns den Rückflug antreten.
Ansonsten: dies ist für mich wirklich einer der schönsten Orte der Welt in den Bergen. Bei unserem zweieinhalbstündigen Marsch mit Guide über den Inyltschek-Gletscher konnten wir unvergessliche Eindrücke sammeln. Unvergesslich auch die zweite Winternacht im August in den Zelten: minus 12 Grad. Dafür entschädigte des gewaltige Panorama und der atemberaubende Hubschrauberflug zurück nach Karkara.