Eingebettet in ein dichtes Wäldchen, nur 18 Kilometer von Kuressaare entfernt, liegt ein Zeuge einer kosmischen Katastrophe: Der Kaali-Meteoritenkrater auf der malerischen Insel Saaremaa. Mit einem geheimnisvollen, grünlich schimmernden Tümpel im Zentrum, umgeben von einem beeindruckenden 16 Meter hohen Erdwall, erzählt dieser Ort eine Geschichte, die bis zu den Sternen reicht.
Schon beim ersten Blick auf den etwa 50 Meter großen Krater spürt man die Energie dieses Ortes, der vor rund 4000 Jahren durch den gewaltigen Einschlag eines Meteoriten geformt wurde. Doch dies ist nur das Zentrum einer größeren Erzählung. Acht weitere, kleinere Krater ziehen sich durch die Landschaft und erzählen von einer Zerstörung, die weit über die Insel hinaus ihre Spuren hinterließ. Geschichten von diesem gewaltigen Himmelsgeschehen finden sich in finnischen und skandinavischen Überlieferungen und selbst der griechische Autor Pytheas soll davon berichtet haben.
Doch auf Saaremaa ranken sich auch Mythen um diese geheimnisvollen Vertiefungen: von einer verschlungenen Traukirche, einem zügellosen Gutsherrn und anderen sagenhaften Ereignissen. Es waren die Theorien des 18. und 19. Jahrhunderts, die von Vulkanausbrüchen und Gasexplosionen sprachen, bis Alfred Wegener, ein Name, der vielen von der Plattentektonik bekannt sein dürfte, einen ersten Hinweis auf die wahre Natur dieser Krater gab. Es war letztendlich die Entdeckung verkohlter Holzreste und Meteoritenbruchstücke durch den Geologen Ivan Reinwald im Jahre 1937, die den entscheidenden Beweis lieferten.