Wie der Traum vom Thermalbad in Nack zerplatzt
Bei Bohrungen in den 1930er Jahren wird im Lottstetter Ortsteil Nack Thermalwasser entdeckt. Das Wasser sprudelt noch immer. Vor 50 Jahren träumte die Gemeinde Lottstetten von einer glänzenden Zukunft mit Hotels, Kliniken und Bädern. Was sich heute ziemlich weit hergeholt anhört, war damals tatsächlich eine realistische Option.
Denn in Lottstetten, genauer ausgedrückt in Nack, war man bei Bohrungen in den 1930er Jahren auf Thermalwasser gestoßen. Seinerzeit freilich war der Grund der Bohrung in mehr als 500 Meter Tiefe die Suche nach Eisenerz. Mit warmem, mineralisiertem Wasser konnten die auf Kriegswirtschaft getrimmten Nationalsozialisten wenig anfangen.
Erst lange nach dem Krieg gab es Überlegungen, das Thermalwasser zu nutzen. Also ging es abermals in die Tiefe, genau genommen auf 590 Meter und nach dreiwöchiger Bohrzeit sprudelte im Jahr 1968 das Wasser in einer Intensität, die alle Erwartungen übertroffen hatte.
Die durchgeführten Wasseruntersuchungen und die erstellte Heilwasser-Analyse bestätigten ein „Natrium–Hydrogenkarbonat–Thermalwasser„. Und so wuchsen die Träume von Lottstetten als Thermalbad in den Himmel, um gegen Ende der 1970er Jahre jäh zu zerplatzen.. Anfang der 1980er baute die Gemeinde eine kleine Hütte bei der Quelle und pflegte das Grundstück, das sich zum Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische gemausert hatte.
„In dem Quellfassungsbecken haben vor 35 Jahren die Menschen gebadet“, sagte der ehemalige Werkhofleiter der Gemeinde Lottstetten, Walter Schlageter. Demnach war das schwefelhaltige Wasser bei Menschen mit Rheumaleiden beliebt.
2019 bietet die Thermalquelle am südwestlichen Rand des Naturschutzgebietes Nacker Mühle ein Bild des Jammers. Die Hütte beginnt zu zerfallen, die Beckeneinfassung zerbröselt und die ehemalige Liegewiese gleicht einem Dschungel. Lediglich das Wasser strömt noch immer mit 22 Grad aus dem Edelstahlrohr. Grundstück zerfällt Allerdings ist für dieses Trauerspiel nicht die Gemeinde Lottstetten verantwortlich, die die Anlage mehr als 25 Jahre gepflegt hat, sondern die Grundstückseigentümer. „Diese haben uns die weitere Pflege vor etwa zehn Jahren verboten“, erklärt Werkhofleiter Stefan Uhl. Und so zerfällt langsam aber sicher ein interessantes Stück Zeitgeschichte des Landkreises. Südkurier vom 30.06.2019 / von Ralf Göhrig