Das Etschtal ist das trockenste Tal, das Tal mit den geringsten Niederschlägen in Südtirol. Der Fluss Etsch entspringt in einer Höhe von 1.525 Metern, etwa 20 Minuten Fußmarsch vom Ort Reschen am gleichnamigen Alpenpass entfernt. Die Etsch ist mit 415 km der zweitlängste Fluss Italiens und mündet in die Adria.
Der „Nörderberg“ und der „Sonnenberg“ sind zwei langgestreckte Berge von ca. 42 Kilometern, die sich im Etschtal befinden. Waale sind in Trockengebieten die Voraussetzung für Landwirtschaft. Der Name stammt vom keltischen „bual“ bzw. romanischen „aquale“. Im Vintschgau angrenzendem Burggrafenamt haben sich noch am Meisten Waale erhalten. Da die hohen Berge die Wolken „abmelken“ liefern die Jahresniederschläge her teilweise unter 500 mm. Entlang dieser beiden Berge wurden die meisten Waale, also Bewässerungskanäle angelegt, um das Wasser der Etsch von Mals (921 m ü.M.) aus durch das ganze Vintschgau bis nach Meran mit einer Höhe von nur 374 m ü.M. zu leiten. So wurde das natürliche Gefälle ausgenutzt, denn Wasser fließt bekanntlich von oben nach unten und bedarf somit keiner weiteren Hilfsmittel wie z.B. Pumpen.
Die Waale wurden absichtlich mit einem nur geringen Gefälle angelegt, damit das Wasser langsam darin fließt und somit zu einer besseren Bewässerung beitragen kann. Daher sind die Waal-Wege auch relativ eben, ohne große Steigungen. Der Wasserlauf wurde über Schluchten auch durch hohle Baumstämme oder Holzkonstruktionen sichergestellt. Von diesen Hauptwasseradern konnten dann die Bauern das Wasser wiederum auf ihren Boden ableiten.
Vor hundert Jahren gab es in Südtirol rund 1.000 Waale, mit einer Gesamtlänge der Hauptstränge von über 1.000 Kilometer. Der „Marlingerwaal“, der die Etsch „einkehrt“ ist allein 12 km lang. Sogar Gletscherwasser wurde auf fast 3.000 m über die Wasserscheide abgekehrt. Oftmals verlaufen die Waale in mehreren „Stockwerken“ entlang einer Talflanke. Manche Waale trieben zusätzlich Mühlen, Sägen oder Butterkübel an.