Ein Ort der Stille, des Gedenkens – und der rauen Geschichte Norwegens. Direkt neben der kleinen weißen Kapelle von Titran steht ein beeindruckendes Denkmal, das an eines der schlimmsten Unglücke in der Geschichte norwegischer Fischerei erinnert: die Titranulykka – das Titran-Unglück.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1899 tobte ein plötzlich aufkommender Orkan über der norwegischen See. Zuvor war das Jahr geprägt von einem außergewöhnlich reichen Heringsfang, der unzählige Fischerboote nach Titran auf der Insel Frøya lockte. Über 50 Boote und 9 Dampfschiffe stachen bei scheinbar ruhiger See in See – niemand ahnte, dass sich ein Sturm zusammenbraute, den selbst erfahrene Seeleute nicht deuten konnten. Warnsysteme gab es nicht, das Barometer fiel – aber zu spät.
Die Bilanz: 140 Männer verloren ihr Leben, 25 Boote verschwanden spurlos, 57 weitere wurden beschädigt. Der Ort war von einem Moment auf den anderen ins Unglück gestürzt. Ganze Familien verloren ihre Väter, Söhne und Brüder. Noch heute nennt man dieses Ereignis in Norwegen „Den Store Ulykken“ – Das große Unglück.
Das Denkmal listet die Namen der Verstorbenen – eingraviert nach Herkunftsorten, von Frøya über Kristiansund bis Smøla. Die berührende Skulptur auf dem Sockel zeigt eine trauernde Frau mit Kind – Symbol für die Hinterbliebenen, die zurückblieben und deren Schmerz bis heute nachhallt.
Die Kapelle von Titran, schlicht und mit rotem Dach, ist ein würdiger Nachbar dieses Mahnmals. Sie lädt ein zur Einkehr und zum Innehalten – besonders nach einer Wanderung durch die karge, aber eindrucksvolle Landschaft der Insel Frøya.