Kurze Geschichte der Zisterzienserabtei in Lubiąż Die Zisterzienserabtei in Lubiąż ist einer der größten und bedeutendsten Klosterkomplexe Mitteleuropas.
Die Anfänge der Klostersiedlung in Lubiąż reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück, als die Benediktiner hier vermutlich ihren Sitz hatten. Die eigentliche Entwicklung des Klosters begann jedoch erst mit der Ankunft der Zisterzienser aus Pforta in Thüringen im Jahr 1163. Herzog Bolesław der Lange brachte sie nach Lubiąż und schenkte ihnen Ländereien in Lubiąż. Die Zisterzienser, bekannt für ihren Fleiß und ihre Verwaltungsfähigkeiten, entwickelten die Klostergüter rasch und errichteten Bauernhöfe, Fischteiche und Mühlen. Die Abtei entwickelte sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Zentrum Schlesiens. Im Mittelalter war Lubiąż eines der reichsten und einflussreichsten Zisterzienserklöster Europas. Die Äbte spielten eine bedeutende Rolle im politischen und kirchlichen Leben der Region. Wertvolle Handschriften entstanden hier, das Handwerk entwickelte sich, und die Klosterbibliothek beherbergte reiche Sammlungen. Die Hussitenkriege im 15. Jahrhundert brachten der Abtei erhebliche Zerstörungen und einen schweren Niedergang. Das Kloster wurde niedergebrannt und geplündert, und die Zahl der Mönche nahm deutlich ab. Eine Wiedergeburt erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und dauerte bis ins 16. Jahrhundert, jedoch in geringerem Umfang als in der Blütezeit. Die eigentliche Wiedergeburt und der barocke Wiederaufbau der Abtei erfolgten im 17. und 18. Jahrhundert. Monumentale Gebäude entstanden damals, wie eine beeindruckende Kirche, eine Bibliothek, ein Refektorium und ein Äbtepalast. Mit der Säkularisierung des Klosterbesitzes in Preußen im Jahr 1810 wurde die Abtei Lubiąż aufgelöst. Das Klostereigentum ging in den Besitz des preußischen Staates über, und die Gebäude dienten verschiedenen Zwecken – von einer psychiatrischen Klinik über Lagerhallen bis hin zu Kasernen. Viele wertvolle Kunstwerke und Bücher wurden verstreut oder zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Lubiąż innerhalb der Grenzen Polens. Der Zustand der Gebäude war dramatisch – das Kloster wurde vernachlässigt, zerstört und verfiel allmählich.
Erst in den letzten Jahrzehnten wurden intensive Konservierungs- und Revitalisierungsarbeiten durchgeführt. Seit 1989 liegt die Verwaltung der Abtei in der Hand der Lubiąż-Stiftung, die gemeinsam mit dem Ministerium für Kultur und nationales Erbe sowie EU-Mitteln umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführt. Dadurch erlangt die Abtei allmählich ihren früheren Glanz zurück und wird wieder für Besucher zugänglich gemacht.
Heute ist die Zisterzienserabtei in Lubiąż eine der größten Touristenattraktionen Niederschlesiens und ein Zeugnis der reichen Geschichte der Region.