Deutschland
Baden-Württemberg
Regierungsbezirk Freiburg
Waldshut
Ühlingen-Birkendorf
Historischer Wasserkanal Berauer Wuhr
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Historischer Wasserkanal Berauer Wuhr
Wander-Highlight
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Dieses Highlight liegt in einem geschützten Gebiet
Achte auf die örtlichen Bestimmungen für: Naturpark Südschwarzwald
Ort: Ühlingen-Birkendorf, Waldshut, Regierungsbezirk Freiburg, Baden-Württemberg, Deutschland
Nähere Informationen unter folgendem Link:
uehlingen-birkendorf.de/m/seite/218892/freizeit.html
27. Februar 2021
Das Berauer Wuhr (künstlich angelegter historischer Wasserkanal)Denkmalporträt Wasser für die Nonnen
Das Berauer Wuhr (Kr. Waldshut);Im Südschwarzwald gibt es einige Hochebenen, die sich jedoch durch eine bemerkenswerte Wasserarmut auszeichnen. Als diese Gebiete ab dem Hochmittelalter systematisch aufgesiedelt wurden, erfolgten teilweise umfangreiche Baumaßnahmen, um diesem Missstand abzuhelfen. Hierzu wurden kilometerlange Kanäle („Wuhren“) angelegt, die stellenweise bis heute in Funktion sind. Folgender Beitrag widmet sich dem ältesten bekannten Kanal dieser Art, der Berauer Wuhr. Diese heute in großen Teilen noch gut erkennbare Anlage stellt nicht nur in heimatgeschichtlicher, sondern auch in technikgeschichtlicher Hinsicht ein besonderes Denkmal dar. Es belegt schlaglichtartig, dass es den Menschen im frühen 12. Jahrhundert möglich war, auch in schwierigem Gelände über mehrere Kilometer eine entsprechende Anlage zu vermessen und funktionsfähig zu errichten. Darüber hinaus handelt es sich um einen der ältesten Hangkanäle Mitteleuropas. Er zeigt auch, mit welchem Aufwand zu dieser Zeit Klöster ausgestattet werden konnten. Seine Entstehung ist unmittelbar mit dem Kloster Berau verbunden. Es ist ein wesentlicher Teil der Kulturlandschaft rund um das Kloster.
Am rechten Ufer der Mettma wurde unterhalb der Heidenmühle, nahe der Straße von Bulgenbach
nach Buggenried, das Wasser des Flusses in einen 8 km langen Hangkanal abgeleitet. Dieser verläuft oberhalb der Mettma mit einem gleichmäßigen Gefälle von nur 0,5 Prozent und quert östlich der Inneren Höfe den Brendener Erzgang. Dieses erste Drittel des Wuhres ist zwar heute verfüllt, aber vor allem im Wald noch sehr gut als verfüllte Rinne mit hangseitigem Damm zu erkennen. Besonders in dem letzten Abschnitt dieses Teiles beeindruckt der hier gut 3m hohe und 5 bis 8m breite Damm. Der mittlere Teil des Wuhres führt durch den Wuhrwald. Er wurde in den 1970er Jahren zur Anlage eines Waldweges („Wuhrweg“) genutzt, wodurch die Denkmalsubstanz beeinträchtigt wurde. Schließlich verläuft das Wuhr – wieder gut als trockener Kanal erkennbar – östlich der Äußeren Höfe, über die Wuhrhalde bis zur Wasserscheide zwischen Schwarza und Mettma. Hier im Bereich des Großmoos wird der Berg im Westen umflossen, bevor das Wuhr mit einem stärkeren Gefälle als bislang in den Oberlauf des Weiherbaches mündet und durch den heutigen Ort Berau führt. In der mündlichen Überlieferung ist der Verlauf des Wuhres im Ort entlang der Landstraße bis zur Oberen Mühle noch bekannt. Diese steht an einer Geländekante und konnte somit gut die Energie des fließenden Wassers nutzen. Etwas unterhalb teilt sich der Wasserlauf in zwei Richtungen. Zum einen mündete das Wasser in den Klosterweiher, der die Untere Mühle speiste, und zum anderen gelangte es weiter in das Klosterareal.
Das Berauer Wuhr führte auf eine zwischen den Flüssen Mettma und Schlücht aufragende, spornartige Ebene. Auf diesem Sporn sind die imposanten Reste einer urnenfelderzeitlichen Befestigungsanlage, der so genannten Berauer Schanze, vorhanden. Der Ort Berau wird schon 786 als „villa qua dicitur Parauva“ genannt. Die Weihe der Ortskirche fand im Jahre 1098 statt. 1087 wird mit Waltherus de Berouva ein Ortsadelsgeschlecht erwähnt, das kurz nach 1100 mit Ritter Gottfried von Berau auch schon wieder ausstirbt. Er schenkte 1108 seinen ganzen Besitz auf dem Berauer Berg dem Kloster St. Blasien und trat selbst in das Kloster ein. Nur vier Jahre nach der Schenkung wurde das bis dahin in St. Blasien befindliche Frauenkloster auf den Berauer Berg verlegt. „Dabei hat angeblich ein Steinmetz Bernherus aus Basel mit Hilfe einiger Brüder von St. Blasien in Berau einen ersten Klosterbau mit Konvent, Bäckerei, Mühle und Wohnung für den Probst errichtet“. Diese Nachricht wurde im 18.Jahrhundert auf der Grundlage älterer Quellen niedergeschrieben. Der Bau einer Mühle macht auf diesem nahezu wasserlosen Sporn nur Sinn, wenn gleichzeitig ein künstliches Fließgewässer angelegt werden konnte. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass der Bau des Klosters, der Klostermühle und des Wuhrs in einem Zug kurz nach 1112 erfolgt ist. Aufgrund der Topografie dürfte der Standort der Oberen Mühle der ältere sein, sie wird jedoch erst 1507 erstmals erwähnt. Da Klostermühlen während Bestehens des Klosters nicht den Besitzer wechseln, tauchen sie auch nur selten in Quellen auf, was in unserem Fall die späte Erwähnung erklärt. Die erste sichere urkundliche Erwähnung der „Unteren Mühle“ fällt in das Jahr 1274, indirekt ist damit jedoch die Existenz der „Oberen Mühle“ belegt. Beide werden im Verlauf des 16. Jahrhunderts, als das Frauenkloster einen drastischen Niedergang erlebte, aufgegeben. Wahrscheinlich wurde während des Niedergangs des Klosters auch das Wuhr nicht mehr gepflegt, verfiel und konnte die Mühlen damit nicht mehr mit Wasser versorgen. Im 18. Jahrhundert spricht man nur noch von dem alten Mühlenwuhr, das nicht mehr in Betrieb war. In der Neuzeit befand sich eine Mühle an der Mettma.
Die Tatsache, dass der 8 km lange Hangkanal im frühen 12. Jahrhundert errichtet wurde, wird immer mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen, traut man vielfach den Menschen dieser Zeit derartige Wasserbauten kaum zu, doch wissen wir heute, dass große Wasserbauten in dieser Zeit geradezu typisch sind. Die Versorgung mit
fließendem Wasser war eine Frage von Prestige und Selbstdarstellung.
Weil das Wuhr nur noch wenigen Insidern bekannt war und in seiner geschichtlichen Bedeutung geschätzt wurde, hat nun der Geschichtsverein „Historisches Berau“ das Unterholz entfernt und die Anlage somit wieder begehbar gemacht. Noch im Jahre 2011 werden Schilder angebracht, damit man dieses einzigartige Denkmal ohne Führung erwandern kann. Mit dieser Maßnahme wird das Wissen um die Existenz und Bedeutung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gleichzeitig wird auch der unbeabsichtigten Zerstörung durch forstliche Maßnahmen Einhalt geboten.Dr. Andreas Haasis-Berner
Regierungspräsidium Freiburg Referat 26 – Denkmalpflege
DenkmalpflegeinBaden-Württemberg 2|2011 121 (journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/download/12138/5980)
29. Mai 2022
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