Die barocke Stadtbefestigung
1667 fing der Schanzenbau in Solothurn mit der Grundsteinlegung der Riedholzschanze an. Die Vor- stadtschanzen folgten ab 1685/1686 (Abb. 1). Zuerst wurden die drei Bastionen Kuhschanze, Kornhaus- schanze und Turnschanze in Angriff genommen, ab 1689 auch das Äussere Berntor. Um 1700 folgte schliesslich der Bau der letzten Bastion – der Krumm- turmschanze. Technische und finanzielle Probleme verzögerten den Baubeginn an den Gräben und Vor- werken, die den Schanzenring einfassten, bis um 1714. Um 1727 – nach rund 60 Jahren Bauzeit – wa- ren die Schanzenarbeiten in Solothurn weitgehend beendet (Schubiger 1994, 192–215).
Anlass für den Schanzenbau waren die zahlreichen Kriege des 17. Jahrhunderts – der Dreissigjährige Krieg von 1618–1648, aber auch der Bauernkrieg von 1653 und der 1. Villmergerkrieg von 1656. Be- merkenswert ist, dass Solothurn sich eine vollständi- ge Befestigung im Bastionärsystem leistete, wie dies sonst nur grössere Städte wie Zürich und Genf taten (Schubiger 1994, 217). Sieben Vollbastionen und vier Halbbastionen mit den dazwischen liegenden Schan- zenmauern (Kurtinen) umgaben die Stadt. Ein 30 bis 50 Meter breiter und 5 Meter tiefer Graben umfass- te die monumentale Anlage. In der linksufrigen Alt- stadt reichten die Vorwerke im Westen bis weit über die heutige Westbahnhofstrasse hinaus, im Norden etwa bis zur Werkhofstrasse und im Osten bis zur Baselstrasse. In der Vorstadt, auf der rechten Seite der Aare, erstreckte sich der Schanzengürtel von der Krummturmstrasse im Westen bis zur Rötibrücke im Osten. Gegen Süden führten die Vorwerke etwa bis zur Zuchwilerstrasse und bis zum Hauptbahnhof.
Während die barocken Schanzen sich in der Altstadt, nördlich der Aare, eng an die mittelalterliche Stadt- befestigung anlehnten, umfassten sie südlich der Aa- re eine Fläche, die weit grösser war als die damalige Vorstadt. Hier war eine Stadterweiterung auf dem Kreuzacker besonders für Neubürger vorgesehen. Diese «neuwe Vorstatt» liess sich jedoch nicht reali- sieren. Trotz der um 1698/99 neu erbauten Kreuz- ackerbrücke wollten auch die Neubürger, von weni- gen Ausnahmen abgesehen, lieber in der Altstadt wohnen (Schubiger 1994, 86–88).
Ohne je der Verteidigung der Stadt gedient zu haben, wurden die Schanzen aus wirtschaftlichen, städte- baulichen und verkehrstechnischen Gründen zwi- schen 1835 und 1905 abgebrochen. Der Abbruch dauerte also fast so lange wie der Bau! Die Eisen- bahnlinie Herzogenbuchsee – BieI leitete um 1856 den Schanzenabbruch in der Vorstadt ein. Damals wurden die Kurtine zwischen der Kuh- und der Krummturmschanze durchbrochen und der Schan- zengraben aufgefüllt. 1861–1863 folgten der Ab- bruch des Äusseren Berntors und 1875–1877 der Ab- bruch der Kuhschanze und der Kornhausbastion. Mit dem Schleifen der Turnschanze um 1905 war der Schanzenabbruch in Solothurn abgeschlossen (Schu- biger 1994, 91–95, 103, 105).