„Jungfrauenrast“ (auf 1075 m) am alten Räterweg von Mühlbach hinauf nach Meransen.
Es waren einmal drei fromme Jungfrauen, die hatten seltsame Namen: sie hießen Ampet, Gaupet und Gewerpet, man sagt, es sind drei Königskinder gewesen. Die waren unten in Italien gewesen, mussten aber flüchten, weil sie wegen ihrer christlichen Religion verfolgt wurden. So gelangten sie sie hinauf nach Latzfons oberhalb von Klausen. Aber die Latzfonser nahmen sie gar nicht gut auf, und so mussten sie auch dieses Dorf verlassen und bei Nacht weiterwandern. So kamen sie nach Mühlbach und nun wollten sie hinauf nach Meransen. Als der Morgen graute, saßen sie traurig auf halbem Weg zwischen Mühlbach und Meransen auf einem Stein. Sie hatten nichts zu essen und zu trinken und keine Kräfte mehr. Wie sie da so saßen, fing eine von ihnen an zu betten: „Christus, mein Gott, ich bitte dich, hilf uns aus der Not und gib uns etwas zu trinken, dass wir nicht verdursten müssen!“ Und siehe da, da sprang plötzlich ein Brünnlein aus dem Felsen, und die drei Schwestern konnten ihren Durst stillen. Dann, nach einer kleinen Weile, sagte die andere: „Ach wie haben wir doch großen Hunger und nichts zu essen!“ Und siehe da, vor ihren Augen fing ein Kirschbaum an zu wachsen und er neigte seine Äste zu den Königskinder herunter, und es hingen lauter süße Kirschen daran, und sie konnten ihren Hunger damit stillen. Es stieg aber die Sonne immer höher und brannte heiß auf die Felsen herab. Da sagte die dritte: „Ach könnten wir doch ein wenig unter einem kühlen Schattendach sitzen, dann wäre unsere Not nicht gar so groß!“ Und siehe da, der Baum ließ Äste und Zweige in die Breite wachsen, so weit auseinander, dass bald der ganze Platz in dichtem Schatten stand. Da waren die Prinzessinnen aber froh! Als sie sich erholt hatten, stiegen sie weiter hinauf bis nach Meransen, wo sie von den Meransnern freundlich empfangen wurden.